Auf dem Weg zum Stromnetz der Zukunft
Wärmepumpen, Wallboxen und PV-Anlagen – die Anforderungen an das Bochumer Stromnetz steigen stetig. Um diesen wachsenden Ansprüchen gerecht zu werden, investieren die Stadtwerke Bochum schon heute in die Digitalisierung ihres Stromnetzes und gehen mit der Umrüstung auf digitale Ortsnetzstationen einen wichtigen Schritt in Richtung Stromnetz der Zukunft.
Recht unscheinbar fügen sich Ortsnetzstationen in das Straßenbild ein. Dabei sind sie wesentliche Komponenten in der lokalen Stromversorgung. Hier wird Strom von Mittel- auf Niederspannung umgewandelt, bevor er an die Bochumer Haushalte weiterverteilt wird. Und in Zukunft wird die Rolle der Ortsnetzstationen in der Stromversorgung sogar noch wichtiger.
„Die Anforderungen an unser Stromnetz sind in den letzten Jahren enorm gewachsen und werden dies mit Blick auf die Energie-, Wärme- und Mobilitätswende weiter tun. Mit einer kontinuierlichen Optimierung der Netzinfrastruktur, einer ausgewogenen Reservehaltung und vorausschauenden Investitionen sorgen wir dafür, dass wir diesen Herausforderungen auch in Zukunft gerecht werden können“, erklärt Holger Rost, Geschäftsführer der Stadtwerke Bochum Netz GmbH. „Ein wichtiger Bestandteil, um unsere Netze fit für die Zukunft zu machen und einen weiteren Schritt in Richtung Smart Grid zu gehen, ist die Umrüstung auf digitale Ortsnetzstationen.“
Die neuen digitalen Stationen ermöglichen es den Stadtwerken Bochum sich ein genaues Bild von dem tatsächlichen Netzzustand zu machen. Alle Energieströme können exakt erfasst und so die tatsächliche Auslastung des Netzes transparent gemacht werden. So helfen die gewonnenen Daten dabei, das Stromnetz künftig noch effizienter zu planen und auszubauen. Soll beispielsweise eine ganze Siedlung mit Ladeinfrastruktur für Elektroautos ausgestattet werden, können die Stadtwerke anhand der Daten schnell entscheiden, ob dies problemlos möglich wäre, oder ob das Netz in dem Bereich zuvor ausgebaut werden sollte.
Doch nicht nur für die Netzplanung liefert die neue Technik wichtige Hinweise. „Die umfangreichen Informationen, die uns die digitalen Stationen bereitstellen, helfen uns auch dabei, unser Netz künftig noch sicherer zu betreiben“, sagt Holger Rost. „Denn im Störungsfall können wir Fehler noch schneller orten. Und da sich die neuen Stationen aus der Ferne, genauer gesagt zentral aus unserer Verbundleitstelle, steuern lassen, können wir die Stromversorgung in vielen Fällen auch noch schneller wiederherstellen. Auf diese Weise steigern wir die Versorgungssicherheit für die Bochumerinnen und Bochumer noch weiter.“
Ein weiterer Vorteil der neuen Stationen: die darin befindliche Schaltanlage kommt komplett ohne Schwefelhexafluorid (SF6) aus. SF6 ist ein farb- und geruchloses Gas, das in der Vergangenheit standardmäßig als Isoliermedium eingesetzt wurde. Heute weiß man, dass das Gas um ein Vielfaches schädlicher für das Klima ist als CO₂, falls es aufgrund eines Defekts in die Umwelt entweichen sollte. Statt SF6 wird in den digitalen Ortsnetzstationen getrocknete Luft als Isoliermedium eingesetzt, das Treibhausgasäquivalent sinkt damit auf null.
Die Stadtwerke Bochum betreiben aktuell rund 1100 Ortsnetzstationen im gesamten Stadtgebiet. In diesem Jahr plant der Bochumer Energieversorger 41 dieser Stationen auf die neue Technik umzurüsten und 33 komplett neue Stationen zu errichten. Dafür haben die Stadtwerke 2025 Investitionskosten in Höhe von rund 2,9 Millionen Euro vorgesehen.