Pflanzen anbauen und die Fläche zugleich für Photovoltaik nutzen? Das geht – mit Agri-PV! Die Stadtwerke Bochum bieten solche Anlagen jetzt für landwirtschaftliche Betriebe in der Region an.
Ein Acker für Gemüse und Sonnenstrom: Bislang gab es diese Doppelnutzung hauptsächlich im südlichen Teil Europas. Doch mit heißeren Sommern und zunehmendem Extremwetter wird Agri-PV auch für unsere Region interessant. Die Photovoltaikmodule schützen Pflanzen vor Sonne, Wind, Hagel und Starkregen. Der Strom vom Acker bietet Landwirten zudem eine weitere verlässliche Einkommensquelle.
Foto: Forschungszentrum Jülich/Sascha Kreklau
„Auch für die Landwirtschaft rund um Bochum sehen wir Potenzial für Agri-PV. Deshalb möchten wir sie interessierten Betrieben ermöglichen“, sagt Julian Knepper, Projektmanager Energiedienstleistungen bei den Stadtwerken Bochum. Die Stadtwerke haben sich dafür eine Fachfirma aus dem Münsterland an die Seite geholt, die dort schon mehrere Projekte in der Umsetzung hat.
Foto: Forschungszentrum Jülich/Sascha Kreklau
Zurzeit gibt es für Agri-PV zwei Modelle zur Aufstellung der Module: Bei parallelen Agri-PV-Systemen stehen die Solarzellen zwischen den angebauten Pflanzen, bei aufgeständerten dualen Systemen darüber.
1. Parallele Nutzung
2. Duale Nutzung
Die Stadtwerke bieten ihren Kunden aktuell das Modell der dualen Nutzung an. Die Module haben dabei einen beweglichen Neigungswinkel, der automatisch dem Lauf der Sonne folgt. So kann die Anlage die Sonnenstunden voll ausschöpfen. Das rechnet sich recht schnell. „Auf einen Hektar passt eine Anlage mit einer Leistung zwischen 800 und 1.000 Kilowatt peak. Sie amortisiert sich in rund zehn Jahren“, erklärt Knepper.
Foto: Forschungszentrum Jülich/Sascha Kreklau
Erfahrungen aus anderen Ländern und ersten Projekten in Deutschland zeigen, dass sich Agri-PV zur Zeit vor allem für Sonder- und Dauerkulturen wie Obst und Gemüse eignet. „Für Getreide und Kartoffeln braucht es hingegen Systeme mit genügend Abständen für große Ackermaschinen.“, sagt Dr. Matthias Meier-Grüll vom Institut für Bio- und Geowissenschaften und Leiter des Innovationslabors AgriFEe (Agricultural Food Energy Campus) am Forschungszentrum Jülich. Mit seinem Team testet er Agri-PV seit 2022 im Feldversuch mit Landwirten und Gartenbauern in der Nähe von Jülich.
Sinnvoll sind PV-Dächer Meier-Grüll zufolge vor allem für Sonderkulturen wie Beerenobst, Kräuter oder Salat, die anders gesät und geerntet werden und höhere Erträge für die Landwirte erzielen, so der Fachmann. Zudem benötigten diese Kulturen besonderen Schutz vor Hagel, Starkregen, Frost und Sonnenbrand. Agri-PV könne hier den üblichen Hagelschutz mit Netzen ersetzen. „Mit den heißer werdenden Sommern und zunehmenden Extremwetterereignissen gewinnen Agri-PV-Anlagen auch für unsere Region stark an Bedeutung“, so Meier-Grüll. Künftig testet er außerdem Anlagen, die wie Zäune aufgebaut werden: „Diese könnten sich dann auch für Getreide- und Rübenfelder eignen.“
Die Vergütung des Solarstroms vom Acker regelt das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Danach erhalten Anlagen mit einer Leistung unter 1.000 kWp eine fixe Vergütung von 7,00 Cent pro Kilowattstunde. Ein Technologie-Bonus von 2,5 Cent für besondere Anlagentypen kann hinzukommen. Größere Anlagen müssen dagegen am Ausschreibungsverfahren der Bundesnetzagentur teilnehmen. Hier liegt der Preis nicht grundsätzlich fest.
Das Land Nordrhein-Westfalen bietet außerdem eine Förderung für Anlagen an, die keine EEG-Förderung beziehen. Im Rahmen progres.nrw bezuschusst es maximal 25 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben, höchstens aber eine Million Euro pro Anlage. Darüber hinaus hält auch die Rentenbank attraktive Kredite bereit.
Sie möchten wissen, ob sich Agri-PV für Ihren Betrieb lohnt? Die Experten der Stadtwerke Bochum klären das gemeinsam mit Ihnen!
Ihr Ansprechpartner:
Julian Knepper
Team Energiedienstleistungen
Tel.: 0234 960-3076
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