Ein bepflanztes Firmendach hilft Natur und Klima – und lohnt sich finanziell: etwa durch Einsparungen bei Abwasser- und Energiekosten. Zudem stehen öffentliche Fördermittel bereit.
Auf dem Dach des Umspannwerks in Bochum-Linden brummt und summt es. Das hat nichts mit den Transformatoren zu tun, sondern mit Bienen & Co., die die neu angelegte grüne Oase in luftiger Höhe entdeckt haben. Denn dort wachsen jetzt Kräuter, Nelken, Fette Henne und andere Pflanzen. „Wir mussten das Dach ohnehin sanieren und haben dies dazu genutzt, unter anderem Lebensraum für heimische Insekten zu bieten“, erklärt Holger Rost, Geschäftsführer der Stadtwerke Bochum Netz GmbH. „Damit stärken wir die Artenvielfalt und leisten einen Beitrag zum Klimaschutz“. Zwei Flachdächer auf dem Betriebshof in Hamme haben die Stadtwerke ebenfalls schon mit Stauden besetzt. Und auf dem Dach des Verwaltungsgebäudes in der Innenstadt sind bereits seit 2004 rund 800 Quadratmeter bepflanzt. Die Erfahrungen? Gut!
„Begrünte Dächer haben viele Vorteile“, bekräftigt Thorsten Stock, Teamleiter Klimaanpassung vom Regionalverband Ruhr. „Sie steigern die Biodiversität und kompensieren die Versiegelung am Boden. Zugleich filtern sie Feinstaub und sorgen durch Verdunstung der aufgenommenen Niederschläge für kühlere, frischere Luft rund um die Betriebsgebäude.“ Auch finanziell sind solche Dachflächen reizvoll: Da sie einen großen Teil des Regenwassers speichern und überschüssiges Wasser zeitlich verzögert ableiten, werden sie als Entsiegelungsmaßnahme anerkannt. Das belohnen Kommunen gerne mit einer Senkung der Abwassergebühren.
»Begrünte Dächer steigern die Biodiversität.«
Regionalverband Ruhr
Der grüne Mantel auf dem Firmendach sorgt außerdem dafür, dass Energiekosten sinken und CO2 eingespart wird. „Je nach Dicke des Pflanzsubstrats wirkt er als zusätzliche Dämmschicht. Im Winter muss weniger geheizt werden, im Sommer bewahrt Dachgrün die Innenräume vor Überhitzung“, erklärt Stock. Werden Klimaanlagen eingesetzt, können sie mit geringerer Leistung laufen. Und noch einen Tipp hat der Experte parat: „Wer die Begrünung mit einer Photovoltaikanlage kombiniert, kann im Sommer durch die Kühlleistung der Pflanzen die Leistung der Anlage erhöhen.“ Denn die Anlagen mögen’s nicht gerne heiß – bei steigender Temperatur sinkt zugleich die Stromausbeute. Ebenfalls praktisch: Die Bepflanzung verlängert die Lebensdauer von Dächern, da es sie gegen Witterungseinflüsse schützt. Ein begrüntes Dach hält 40 Jahre und damit etwa doppelt so lange wie Dächer, die nur mit Bitumen oder Dachpappe bedeckt sind.
Gründächer lassen sich auf Flachdächern, aber auch auf Pultdächern anlegen, die nicht zu steil sind. Fachleute unterscheiden dabei zwischen extensiver und intensiver Begrünung. „Die extensive Form setzt auf pflegeleichte Pflanzen wie Kräuter, Gräser und Moosarten. Sie kommen mit Hitze und Trockenheit zurecht und benötigen nur wenig Substrat“, erklärt Stock. Intensiv genutzte Gründächer hingegen sind mit einer Vielzahl von Stauden wie ein Garten angelegt. Wer mag, kann hier sogar Sträucher und Bäume pflanzen. „Dafür muss eine dickere Substratschicht auf das Flachdach gepackt werden. Das geht nur, wenn ein Gebäude die entsprechende Statik besitzt“, betont der Experte. Und natürlich sei der Pflegeaufwand höher. So ganz ohne Pflege kommt aber auch die extensive Begrünung nicht aus: Zweimal im Jahr steigen Mitarbeiter*innen der Stadtwerke Bochum auf ihre bepflanzten Dächer und entfernen rasch alles, was dort nicht hingehört.
Holger Rost von der Netzgesellschaft der Stadtwerke auf dem frisch begrünten Dach – der erste Bienenstock ist auch schon da.
Für Bochumer Unternehmer*innen, die Dächer ihrer Firmengebäude bepflanzen möchten, stehen aktuell folgende Förderangebote offen: