• Ökostrom vom Fjord
    NordLink hilft der Energiewende

Ökostrom vom Fjord

Über ein dickes Seekabel sind Norwegen und Deutschland seit einigen Monaten direkt miteinander verbunden. NordLink ist ein Paradebeispiel für den intelligenten Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch regenerativer Energie über Ländergrenzen hinweg.
 

Kleine Schätzfrage: Wie viele Seen gibt es in Norwegen? Bei der Antwort kann man eigentlich nur falsch liegen. Denn es sind unvorstellbar viele, nämlich rund 160.000! Viele dieser Seen sind durch Flüsse miteinander verbunden. Dazu kommen mehr als 1.000 Fjorde. Norwegen ist damit eines der wasserreichsten Länder der Erde. Und es ist zudem ein Gebirgsland. Viel Wasser, viel Gefälle – kein Wunder, dass Norwegen praktisch seinen gesamten Strom mithilfe der Kraft des Wassers erzeugt. Die Wasserkraftwerke produzieren davon sogar mehr, als das Land selbst verbraucht. Wie kommt dieser Strom nach Deutschland?


Bis vor Kurzem auf Umwegen: über die Niederlande, die bereits seit 2008 per Seekabel mit Norwegen verbunden sind, und über Land durch Dänemark. Seit 2021 gelangt der Strom nun auch auf kürzestem Weg durch die Nordsee zu uns. Die Strecke vom Örtchen Feda an der Südspitze Norwegens bis ins schleswig-holsteinische Büsum überbrückt ein über 500 Kilometer langes Seekabel. Sein Name: NordLink. Im April ging es in den Regelbetrieb, im Mai wurde es von den damaligen Regierungschefinnen, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Norwegens Premierministerin Erna Solberg, feierlich eingeweiht – aufgrund der Corona-Pandemie per gemeinsamer Videoschalte.

Wasserkraftwerk an einem Fluss. Foto: Tyler Olson/ Shutterstock


Mit einer Kapazität von 1.400 Megawatt ist NordLink ein wichtiger Baustein der Energiewende. Denn es dient nicht nur dem reinen Bezug von Ökostrom aus dem hohen Norden. Es ist zugleich ein Beispiel für die intelligente, länderübergreifende Steuerung eines Energiesystems, das immer mehr regenerative Erzeugungsanlagen aufnehmen und auch bei schwankender Stromproduktion stets im Gleichgewicht bleiben muss.

Wie kann NordLink dabei helfen? Indem es vor allem Schwankungen der Windstromerzeugung in Norddeutschland abfedert. Produzieren die Windräder mehr Strom, als hierzulande benötigt wird, wird er durch das Seekabel nach Norwegen geleitet, um dort verbraucht zu werden. Gleichzeitig werden Wasserkraftwerke vor Ort für einige Zeit abgeschaltet. Das zurückgehaltene Wasser steht dann für eine spätere Verstromung zur Verfügung. Herrscht in Norddeutschland hingegen Flaute, wechselt der Stromfluss die Richtung: Jetzt produzieren die norwegischen Wasserkraftwerke überschüssigen Strom, der auf den Weg nach Deutschland geschickt werden kann – eine ziemlich smarte Art, auch bei volatiler Erzeugung jederzeit die Balance zwischen Einspeisung und Verbrauch zu gewährleisten: Die norwegischen Speicherseen dienen so als „virtuelle Speicher“ für deutschen Windstrom.

 „Die sogenannte Marktkopplung ermöglicht den Austausch von immer größeren Strommengen zwischen den Ländern“, erklärt Torsten Sturm, Abteilungsleiter für Energiehandel bei der Energie- und Wasserversorgung Mittleres Ruhrgebiet (ewmr), einer Kooperation der Stadtwerke Bochum, Herne und Witten. „Ländergrenzen spielen dank Projekten wie NordLink eine immer geringere Rolle.“

»Ländergrenzen spielen eine immer geringere Rolle.«

TORSTEN STURM

ewmr

Die norwegische Wasserkraft kann nicht nur dabei helfen, das Stromnetz zu stabilisieren. Sie kann darüber hinaus einen Teil der Ökostrommengen liefern, die in Deutschland auch bei einem weiteren Ausbau der Kapazitäten nicht produziert werden können – die aber auf dem Weg zur Klimaneutralität benötigt werden. So wird etwa die Deutsche Bahn ab 2023 zehn Jahre lang Strom aus einem Wasserkraftwerk im Süden Norwegens über NordLink nach Deutschland „holen“. Sie hat mit dem staatlichen Erzeuger Statkraft einen Vertrag über den Bezug von jährlich 190 Gigawattstunden geschlossen und will damit jedes Jahr 146.000 Tonnen Kohlendioxid-Emissionen vermeiden. Weil in Norwegen so unendlich viel Wasser fließt und weil die Nachfrage im Ausland groß ist, baut das Land seine Erzeugung derweil weiter aus. Rund 1.600 Wasserkraftwerke sind dort schon heute in Betrieb – weitere sind in Planung oder bereits im Bau.

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