Wir brauchen Kohlenstoffdioxid (CO2). Ohne CO2 wäre Leben auf der Erde nicht möglich. Wir könnten nicht atmen und würden erfrieren. Aber wie bei vielen Dingen gilt auch für CO2: Die Dosis macht das Gift.

CO2 steht im Ruf, ein Bösewicht zu sein. Kein Begriff fällt im Zusammenhang mit dem Klimawandel so häufig wie diese chemische Formel. Fair ist das nicht. Denn tatsächlich ist Kohlenstoffdioxid lebensnotwendig und in vielen Bereichen ausgesprochen nützlich. Außerdem befand sich der natürliche CO2-Kreislauf für Millionen von Jahren in einer gesunden Balance – es war der Mensch, der ihn gründlich durcheinanderbrachte. Fest steht jedoch, dass der Kohlenstoffdioxid-Anteil in der Atmosphäre inzwischen deutlich zu hoch ist und dringend sinken muss. Was kaum einer weiß: Kohlenstoffdioxid hat in vielen Bereichen ein sehr großes Potenzial, bei dem die Forschung noch in den Kinderschuhen steckt. Ein Porträt eines verkannten Moleküls.

Die CO2-Konzentration in der Troposphäre (der untersten Schicht der Erdatmosphäre) ist seit Beginn der Industrialisierung um fast 50 Prozent gestiegen.

CO2 oder Eiszeit

Beginnen wir mit den chemischen Grundlagen: Kohlenstoffdioxid, auch Kohlendioxid genannt, setzt sich zusammen aus einem Kohlenstoff- (C) und zwei Sauerstoff-Atomen (O2). Normalerweise ist es gasförmig, löst sich in Wasser und ist ein natürlicher Bestandteil der Luft. Damit wären wir auch schon bei einer seiner wichtigsten Eigenschaften: Sonnenstrahlen treffen auf die Erde und werden von ihr zurückgeworfen. CO2 absorbiert einen Teil dieser Strahlen und reflektiert sie. Es funktioniert also ähnlich wie das Dach eines Treibhauses und sorgt so dafür, dass es auf der Erdoberfläche warm bleibt und die globale Jahresdurchschnittstemperatur bei etwa 15 Grad Celsius liegt. Ohne Kohlenstoffdioxid (und Wasserdampf, der einen ähnlichen Effekt hat) würde die gesamte Wärme wieder ans Weltall abgegeben und die Erde wäre eine Eiswüste bei Temperaturen um minus 18 Grad. Das Leben, wie wir es kennen, wäre nicht denkbar.

Foto einer lachende Frau beim Pflanzen eines Baumes (Foto: SOL STOCK LTD/istockphoto.com)

Bäume lagern CO2 ein. Umso wichtiger sind Baumpflanz-Aktionen, wie sie auch die Stadtwerke durchführen.

Doch damit nicht genug. Kohlenstoffdioxid gilt als einer der wichtigsten Bausteine des Lebens, weil Pflanzen das Molekül für die Photosynthese benötigen. Ein kurzer Ausflug in die Biologie: Pflanzen nutzen die Energie des Sonnenlichts, um anorganische Stoffe (CO2 und Wasser) zu organischen Stoffen umzubauen, in erster Linie zu Kohlehydraten. CO2 wird dabei in den Kohlehydraten gebunden und gleichzeitig Sauerstoff freigesetzt. Ohne CO2 könnten Pflanzen nicht existieren. Damit würde uns die Nahrungsgrundlage fehlen, und nicht nur das: Wir benötigen den Sauerstoff, der dabei entsteht. Andererseits atmen wir Kohlendioxid aus, das nämlich als Abfallprodukt bei verschiedenen Vorgängen in unseren Körperzellen anfällt.

Alles nur CO2?

Es gibt verschiedene Gase, die zum Treibhauseffekt beitragen, etwa Methan, Lachgas und die sogenannten fluorierten Treibhausgase. Da sich alle Gase unterschiedlich aufs Klima auswirken, werden sie in CO2-Äquivalente umgerechnet, um sie miteinander vergleichen zu können. In der CO2-Bilanz sind indirekt also weitere Gase enthalten.

Das Ungleichgewicht

Kohlendioxid gelangt also natürlicherweise durch die Atmung in die Luft. Neben dem Menschen atmen es viele weitere Lebewesen aus. Zudem wird es frei, wenn sich tote Organismen zersetzen. Eine weitere natürliche CO2-Quelle sind Vulkangase. Leider baut sich CO2 nicht von selbst wieder ab, weswegen Pflanzen für eine gute CO2-Bilanz besonders wichtig sind. Vor allem Bäume lagern es über lange Zeiträume ein. Außerdem wird es zum Beispiel in Gewässern gespeichert und in Mooren. Dieser Kreislauf ist seit Beginn der Industrialisierung immer mehr ins Ungleichgewicht geraten. Der Mensch setzt Kohlenstoffdioxid zusätzlich frei, indem er beispielsweise Kohle, Erdöl und Erdgas verbrennt. Anders gesagt: Jede Tätigkeit, die Energie verbraucht – und nicht durch erneuerbare Quellen abgedeckt ist – erhöht den CO2-Ausstoß. Zusätzlich entsteht das Gas bei etlichen industriellen Prozessen, etwa bei der Zementherstellung und bei einigen Verfahren in der Chemie-Branche.

Der Treibhausgas-Effekt

Nun könnte man fragen, was so schlimm an den zusätzlichen Mengen CO2 in der Atmosphäre ist, wenn es dort doch natürlicherweise hingehört? Das Problem ist inzwischen unter dem Begriff „Klimawandel“ bekannt geworden. Denn je mehr Moleküle in der Luft sind, desto besser reflektieren sie die Wärme – und die Durchschnittstemperatur auf der Erde steigt immer weiter an.

Foto eines Wanderes im Wald, der die Arme ausstreckt (Foto: Westend61/Daniel Ingold)

Dass wir im Wald so gut durchatmen können, liegt auch an der Luft. Der Sauerstoffgehalt ist dort besonders hoch.

Dieser sogenannte Treibhauseffekt lässt sich nach aktuellem Stand der Wissenschaft nur aufhalten, wenn der CO2-Anteil wieder sinkt. Es reicht also nicht, etwa durch Energiesparmaßnahmen und mehr erneuerbare Stromquellen, die Kohlenstoffdioxid-Emissionen zu senken. Gleichzeitig sind sogenannte Negativ-Emissionen gefragt. Forschende verfolgen verschiedene Ansätze, um das CO2 wieder aus der Atmosphäre zu ziehen.

 

Natürliche Speicher stehen dabei ganz oben auf der Liste: Moore, Seegraswiesen, Mangrovenwälder und Wälder an Land sollten verstärkt aufgeforstet, restauriert und ausgebaut werden.

Carbon Capture and Storage

Parallel arbeiten Wissenschaftler*innen an vielen weiteren Methoden, um CO2 aus der Luft zu holen und anderweitig zu speichern – diese Verfahren werden unter dem Begriff Carbon Capture and Storage (CCS) zusammengefasst. Beispielsweise reagiert Kalkstein mit CO2 und bindet es an sich. Das funktioniert noch besser, wenn der Kalkstein zermahlen wird. Außerdem gibt es riesige Maschinen, die Luft ansaugen und das CO2 aus ihr herausfiltern. Alternativ hat ein amerikanisches Unternehmen kürzlich einen Kunststoff entwickelt, der CO2 anzieht, sobald er elektrisch aufgeladen wird. Diese Methoden haben jedoch eines gemeinsam: Sie benötigen ihrerseits viel Energie und können das CO2-Problem daher derzeit allein nicht lösen.

Elektromobilität ist ein wichtiger Schlüssel, um CO2-Emissionen im Verkehrsbereich zu senken. Deswegen bauen die Stadtwerke Bochum die Ladeinfrastruktur aus.

Außerdem entsteht dabei ein neues Problem: Wohin mit dem eingefangenen Kohlenstoffdioxid? Auch dafür gibt es verschiedene Ansätze, etwa alte Gaslagerstätten oder die Unterbringung im Meeresboden.

CO2 als Grundstoff

Noch besser wäre es natürlich, Kohlenstoffdioxid zu nutzen. Zum Teil ist das bereits der Fall. Die Kohlensäure in Sprudelflaschen ist beispielsweise nichts anderes als CO2. Es steckt auch in Feuerlöschern und in manchen Lösungsmitteln. Trockeneis ist nichts anderes als festes Kohlendioxid, das unter bestimmten Druckverhältnissen entsteht. Neue Nutzungsvarianten könnten hinzukommen. Aktuell gibt es Versuche, CO2 verstärkt in Kunststoffen, als Substanz für Baumaterialien, in der Chemieindustrie und für Medikamente einzusetzen.

 

Außerdem ist es möglich, aus CO2 synthetische Kraftstoffe zu erzeugen. Das funktioniert allerdings auch nur mit viel Energie – deshalb sollte sie aus erneuerbaren Quellen stammen, damit die Bilanz nicht weiter ins Ungleichgewicht gerät.

CO2 einsparen

  • Essen Sie weniger Fleisch und mehr regionales Gemüse. Pflanzliche Lebensmittel verursachen weniger CO2-Ausstoß.
  • Sie benötigen weniger Heizenergie, wenn Sie die Raumtemperatur niedriger wählen, Fenster und Türen gut abdichten, Heizkörpernischen isolieren und keine Möbel vor die Heizkörper stellen. Hilfreich sind zudem digitale Thermostate.
  • Kaufen Sie bei neuen Elektrogeräten immer die höchste Energieeffizienzklasse.
  • Reduzieren Sie Ihren Warmwasserverbrauch durch Sparköpfe und kürzere Duschzeiten.
  • Gehen Sie weniger shoppen: Die Herstellung jedes Produktes kostet Energie.
  • Strom sparen: Schalten Sie zum Beispiel das Licht aus, verwenden Sie LED, lassen Sie Geräte nicht unnötig laufen (etwa auf Wäschetrockner verzichten), stellen Sie den Kühlschrank wärmer ein, benutzen Sie beim Kochen Töpfe mit Deckel.
  • Fahren Sie viel Rad, Bus und Bahn, damit Ihr Auto häufiger stehen bleibt.
  • Hauseigentümer*innen können über eine Energieberatung klären, welche Sanierungsmaßnahmen dazu beitragen würden, viel Energie zu sparen.
  • Investieren Sie nach Möglichkeit in Solarmodule oder Wärmepumpen. Wählen Sie zudem Ökostrom-Tarife auf unserer Website.
Foto einer jungen Frau, die Gemüse auf dem Markt kauft (Foto: boggy22/istockphoto.com)

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